Industrie 4.0 treibt die Globalisierung voran

Die zunehmende Digitalisierung hat einen großen Einfluss auf die globale Unternehmenslandschaft. Sandvik sprach mit dem Industrie 4.0-Experten Philipp Ramin, um herauszufinden, was die Zukunft bringen wird.
Industrie 4.0 oder die vierte industrielle Revolution ist nicht, wie viele meinen, eine Initiative zur Sicherung des Überlebens westlicher Produktionsstätten angesichts der Niedriglohnkonkurrenz aus China und den Entwicklungsländern. Vielmehr handelt es sich um eine Entwicklung hin zu Produktionsmethoden der nächsten Generation, die zu einer weiteren Globalisierung führen wird, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen.
Das sagt Philipp Ramin, Mitbegründer und Geschäftsführer des Beratungs- und Schulungsunternehmens Innovationszentrum für Industrie 4.0 mit Sitz in Regensburg, Deutschland. "Ehrlich gesagt, hat sie zwar begonnen, die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, aber Industrie 4.0 wird die Beziehungen zwischen den Unternehmen auf der ganzen Welt stärken", sagt er. "Das ist eine Konsequenz des Konzepts."
Enormes Potenzial zur Produktivitätssteigerung
Der Begriff "Industrie 4.0" wurde 2011 in Deutschland geprägt, spiegelt aber eine allgemeine Entwicklung in der Fertigung wider. Das Beratungsunternehmen McKinsey definiert ihn als die nächste Phase der Digitalisierung, die durch einen starken Anstieg des Datenvolumens, der Rechenleistung und der Konnektivität, das Aufkommen von Analyse- und Business-Intelligence-Fähigkeiten, neue Formen der Mensch-Maschine-Interaktion und Verbesserungen bei der Übertragung digitaler Anweisungen in die physische Welt, wie fortschrittliche Robotik und 3D-Druck, vorangetrieben wird. Das Potenzial für Produktivitätssteigerungen wird als enorm eingeschätzt.
Philipp Ramin, co-founder and CEO of the German consulting and training company Innovationszentrum für Industrie 4.0, says Industry 4.0 will strengthen ties between companies all over the world.
Kritiker sagen, dass Industrie 4.0 nicht nur ein Mittel ist, um die Produktion in den Westen zurückzuholen, da Maschinen mit M2M (Machine-to-Machine)-Kommunikation und dem IoT (Internet der Dinge) die Führung übernehmen, sondern dass sie unweigerlich zu Fabriken ohne Menschen und zu mehr Arbeitslosigkeit führen wird. Ramin hält dem entgegen: "Wir befinden uns in einer Zeit des Wandels. Alte Arbeitsplätze verschwinden, aber neue werden geschaffen, und die weitere Globalisierung ist eine Voraussetzung für die Industrie 4.0, die auf den nahtlosen Austausch von Daten angewiesen ist, um eine intelligente Produktion und flexible Fertigungsentscheidungen zu ermöglichen."
Herausforderungen in der Kommunikation
Experten des Beratungsunternehmens PWC sind der Meinung, dass die Industrie 4.0 digitale Netzwerke und Ökosysteme schaffen wird, die sich in vielen Fällen über den gesamten Globus erstrecken, aber immer noch unterschiedliche regionale Ausprägungen haben werden, wovon sowohl die Industrie- als auch die Entwicklungsländer profitieren werden.
Ein großes Hindernis ist jedoch die Standardisierung.
"Es wird nicht funktionieren, wenn eine Maschine in Deutschland oder in einem anderen Land nicht frei mit Maschinen in Asien und anderswo kommunizieren kann", sagt Ramin. "Dies ist besonders wichtig für kleine und mittlere Unternehmen, die beim Aufbau effizienter Ökosysteme auf andere angewiesen sind. Im B2C-Bereich (Business-to-Consumer) verwenden die Menschen über Facebook und Google die gleiche Sprache. B2B [business to business] muss ebenfalls an diesen Punkt gelangen. Daran arbeiten wir."
Der Standort wird weniger wichtig
Die Möglichkeit für Unternehmen, Produktionsökosysteme auf der Grundlage globaler Fähigkeiten zu schaffen, hat das Potenzial, das Geschäft für kleinere Unternehmen und Unternehmen außerhalb der großen Städte und Industrieregionen anzukurbeln.
"Kleine und mittlere Unternehmen sind oft auf dem Lande zu finden", sagt Ramin. "In der Welt von Industrie 4.0 ist ihr physischer Standort weniger wichtig."
Ein Beispiel ist die Maschinenfabrik Reinhausen, ein mittelständisches Unternehmen in Regensburg, einer Stadt mit 120.000 Einwohnern. Das Unternehmen, das auf die Herstellung von Stufenschaltern für die Energiewirtschaft spezialisiert ist, wurde mit dem Industrie 4.0 Award der Zeitschrift Produktionausgezeichnet.
"Sie stellen kein ausgefallenes oder sexy Produkt her", sagt Ramin, "aber es war das erste Unternehmen in Deutschland, das einen Industrie 4.0 Award erhalten hat. Sie haben gezeigt, wie man durch die Integration von Maschinen und Daten die Produktion viel effizienter und die Mitarbeiter zufriedener machen kann."
Aber ist Industrie 4.0 vor allem etwas für westliche Unternehmen?
"Keineswegs", meint Ramin. "Asien zum Beispiel, nicht zuletzt China, steckt eine Menge Ressourcen in die Industrie 4.0. Sie wollen unbedingt an der digitalen Revolution teilhaben. Ich denke, dass wir in fünf bis 10 Jahren viel mehr vernetzte Volkswirtschaften und neue Arten von Unternehmen sehen werden. Schon jetzt dringen Google und andere digital basierte Newcomer in traditionelle Branchen ein. Wir befinden uns in einer Zeit des großen Wandels